Erste Schritte
Inklusion im Verein beginnt nicht mit dem Bauen einer Rampe oder einem Flyer in leichter Sprache. Erst mal geht es um die innere Haltung, um Offenheit, Respekt und Neugier auf das, was ein Mensch mit Handicap an besonderen Fähigkeiten mitbringt.
Menschen mit Behinderung werden selten direkt darauf angesprochen, sich ehrenamtlich aktiv einzubringen. Soll der Prozess der Inklusion beginnen, muss aktiv angesprochen und eingeladen werden – in Werkstätten, Schulen, Fördervereinen oder Selbsthilfegruppen.
Und dann wird es spannend. Wer meldet sich? Welche Aufgaben möchten die Personen übernehmen und welche können sie übernehmen? Für einen guten Start im Verein können erfahrene Vereinsmitglieder als Paten den Neueinsteigern helfen, sich zu orientieren. Bei Projekten kann auch im Tandem gearbeitet werden, denn so lassen sich Aufgaben gut erklären und die Neueinsteiger mit Handicap gewinnen zunehmend Sicherheit in ihrer neuen Tätigkeit.
Tätigkeiten gestalten
Nicht jeder kann alles – aber viele können mehr, als man denkt. Wichtig ist doch nur, dass die Aufgabe zur Person passt. Das gilt ja auch für Menschen ohne Handicap.
Wer im Rollstuhl sitzt, kann viele wichtige Jobs im Verein übernehmen, die am Schreibtisch, bzw. vor dem Computer gemacht werden müssen, bspw. Pflege der Mitgliederdatenbank, Buchhaltung oder Social-Media-Postings. Auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen können super in den Verein als Helferinnen und Helfer integriert werden, wenn die Aufgaben zu dem Menschen passen.
Barrieren abbauen
Gibt es dann konkrete Interessenten, die sich dem Verein anschließen möchten, kann anhand deren Handicap geschaut werden, welche Hürden es gibt. Klar fällt den meisten sofort die berühmte Rampe ein, um Stufen zu überbrücken. Aber da ist noch viel mehr, was je nach Handicap, berücksichtigt werden sollte.
Bauliche Barrieren
- Treppen ohne Rampe oder Aufzug
- Schmale Türen und Gänge
- Fehlende barrierefreie Toiletten
- Unzureichende Beleuchtung (für Menschen mit Sehbehinderung)
Kommunikative Barrieren
- Ausschließlich schriftliche Informationen (z. B. Flyer, Einladungen) ohne Leichte Sprache
- Fehlende Gebärdensprachdolmetschung bei Veranstaltungen
- Keine induktive Höranlagen für Menschen mit Hörgerät
- Fehlende barrierefreie digitale Inhalte, z. B. Websites ohne Screenreader-Kompatibilität
Organisatorische Barrieren
- Sitzungen oder Angebote zu ungünstigen Zeiten, z. B. spätabends für Menschen mit Assistenzbedarf
- Fehlende Mobilitätsunterstützung oder Fahrdienste
Soziale Barrieren
- Vorurteile oder Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderung
- Ausschlussmechanismen durch unausgesprochene „Vereinsrituale“ oder informelle Gruppen
- Ablehnung oder Überforderung durch bestehende Vereinsmitglieder
Kulturelle und kognitive Barrieren
- Kein Angebot in Leichter Sprache oder einfacher Struktur
- Informationsflut, unübersichtliche Abläufe
- Keine Rücksicht auf unterschiedliche Wahrnehmungsformen und Denkweisen
Technische Barrieren
- Digitale Tools, die nicht barrierefrei bedienbar sind, z.B. für die Mitgliederverwaltung
- Kein Zugang zu technischer Unterstützung, z. B. Bildschirmleser
Unterstützung und Förderung
- Viele Kommunen, Stiftungen und Inklusionsämter fördern Projekte, die Menschen mit Behinderung ins Ehrenamt einbinden – sei es durch Sachmittel, Schulungen oder Assistenzangebote. Wer sich informiert, entdeckt oft überraschende Möglichkeiten.
- Sehr bekannt für die Förderung und Unterstützung inklusiver Projekte ist Aktion Mensch. Zum einen gibt es dort Fördertöpfe, die auch Vereinen offenstehen und zum anderen bietet die Organisation ausführliches Info-Material und Fortbildungen an.
- Sportvereine können sich an die Ansprechpartner für inklusive Vereinsentwicklung im Landessportbund wenden und auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe liefert als Expertenorganisation wertvolle Hilfestellung, wenn es darum geht, mehr Teilhabe für alle zu erreichen.