Seit einigen Jahren gilt das auch für (meist) junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die nicht nur das Ziel verfolgen, eine gute Geschäftsidee erfolgreich auf den Markt zu bringen, sondern auch als social Entrepreneurs im sozialen und ökologischen Umfeld positiv zu wirken.
Um es gleich vorwegzusagen: Nein, Vereine und ehrenamtliches Engagement haben nicht ausgedient und werden von sogenannten Social Entreprises auch nicht abgelöst. Vielmehr handelt es sich hier um eine Bewegung, die soziale oder gesellschaftlich gemeinnützige Ziele noch stärker voranbringen kann. Was zeichnet also dieses Social Entrepreneurship aus? Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland noch keine allgemeingültige Definition von Social Entrepreneurship. Viele orientieren sich an einer Erklärung der Europäischen Kommission, nach der Sozialunternehmen in erster Linie Unternehmen sind,
„… für die das soziale oder gesellschaftliche gemeinnützige Ziel Sinn und Zweck ihrer Geschäftstätigkeit darstellt, was sich oft in einem hohen Maße an sozialer Innovation äußert, deren Gewinne größtenteils wieder investiert werden, um dieses soziale Ziel zu erreichen und deren Organisationsstruktur oder Eigentumsverhältnisse dieses Ziel widerspiegeln, da sie auf Prinzipien der Mitbestimmung oder Mitarbeiterbeteiligung basieren oder auf soziale Gerechtigkeit ausgerichtet sind.“
Warum und wie gründen?
Social Entrepreneurs gründen ihr Unternehmen nicht, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, sondern, um ein Herzensprojekt zu verwirklichen, das vor allem anderen oder der Gemeinschaft dient. Um als Unternehmen nachweislich sozial zu agieren, gilt es, drei wesentliche Kernpunkte zu erfüllen:
- Die gesellschaftliche Dimension,
nach der das primäre Ziel von Social Entrepreneurship die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen ist, soziale und ökologische Aspekte inbegriffen. Dabei sollte sich die positive gesellschaftliche Wirkung auf mindestens eines der von der UN definierten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) für nachhaltige Entwicklung beziehen.
- Die unternehmerische Dimension,
in der sich Social Entrepreneurship kontinuierlich unternehmerischer Mittel bedient, mit dem Ziel, die eigene Wirkung zu erhöhen. Meist geht mit der unternehmerischen Aktivität die Schaffung neuer und innovativer Lösungen durch Produkte oder Dienstleistungen einher.
- Die Governance Dimension,
die sicherstellt, dass durch steuernde und kontrollierende Mechanismen der Organisation die positiven gesellschaftlichen Ziele intern und extern gelebt und gewahrt werden. Zudem werden erwirtschaftete Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern in die Zielerreichung reinvestiert.
Social Entrepreneurs haben bei der Gründung die Qual der Wahl. Im Prinzip kommen für sie alle Rechtsformen in Frage, die auch gewinnorientierte Unternehmen wählen können. Allerdings spielt die Wahl der richtigen Rechtsform bei Sozialunternehmen insbesondere dann eine Rolle, wenn es um Steuervorteile geht. Diese werden in der Regel nur der GmbH, UG, AG, dem Verein und der Stiftung gewährt. Zudem kann für diese Rechtsformen auch die Gemeinnützigkeit beim Finanzamt beantragt werden.
Geeignete Mischformen für Soziales Unternehmertum, die sowohl unternehmerisches Handeln ermöglichen als auch vom Status der Gemeinnützigkeit profitieren, sind vor allem die gemeinnützige GmbH (gGmbH) und die gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG). Aber auch die Rechtsform des eingetragenen Vereins (e.V) kann für Social Entrepreneurs die passende Gründungsform sein. Dieser darf im Rahmen des wirtschaftlichen Zweckbetriebs Gewinne erwirtschaften, die zur Erfüllung des gemeinnützigen Satzungszweckes verwendet werden.
Die Finanzierung
Social Venturing
Nach wie vor stellt die langfristige Finanzierung die größte Hürde für Social Entrepreneurs dar. Normale Investoren messen den Erfolg am Gewinnwachstum – eine Kennzahl, mit der soziale Unternehmen in der Regel nicht punkten können. Aber auch wenn die Renditechancen für Investoren aufgrund der Einkommensmodelle von Sozialunternehmen oft eingeschränkt sind, ergibt sich durch die „soziale Rendite“ ein besonderer Investitionsanreiz. Social Venturing nennt sich das Investieren in Sozialunternehmen. Auch in Deutschland gibt es seit einigen Jahren Risikokapitalgeber im Bereich Social Entrepreneurship. Social-Venture-Capitalists erwarten keinen oder nur einen geringen finanziellen Gewinn, dafür aber eine soziale Rendite. Neben privaten Stiftungen engagiert sich auch die KfW mit speziellen Förderdarlehen in diesem Bereich.
Eigenes Einkommen, staatliche Förderungen & Spenden
Allerdings haben Social Entrepreneurs bei der Finanzierung ihres Unternehmens auch einen entscheidenden Vorteil: Ihnen steht eine größere Bandbreite an verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung als normalen Unternehmen oder rein sozialen Organisationen. Social Enterprises können sowohl eigenes Einkommen generieren, etwa durch Produktverkauf, Dienstleistungen, Mitglieds- oder Nutzerbeiträge. Mit dem Status der Gemeinnützigkeit können sie aber auch Spenden und (ehrenamtliche) Unterstützung mobilisieren und zusätzlich Zuschüsse der öffentlichen Hand beantragen. Auch Crowdfunding ist eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit für Social Entrepreneurs, weil sie Spender meist mit ihrer Vision und ihrer eigenen Geschichte überzeugen können. Erfolgreiche Sozialunternehmen schaffen es, sich durch einen kreativen Mix aus öffentlichen und privaten Mitteln solide und nachhaltig aufzustellen.
Social Entrepreneurs können Förderung durch verschiedene Stellen erhalten:
• Förderprogramme des Bundes und der Länder (z.B. KfW Förderung)
• Privatkredite durch Banken
• Wettbewerbe: Green Alley Award, Next Economy Award, Green Challenge
• Stiftungen: Schwab Foundation for Social Entrepreneurship, Canopus Stiftung, Ashoka gGmbH
• Investoren & Fonds: BonVenture, ANANDA Impact Ventures, Capacura, wi venture, FASE oder reSET,
• Social Business Angels: dienen Startups nicht nur als Investoren, sondern stehen den Gründern, auch bei allen anderen Fragen und Hürden beratend zur Seite
Übrigens: Das DEUTSCHE EHRENAMT bietet Absicherung und Beratung für alle, die das Gute im Sinn führen, also auch für gemeinnützige Sozialunternehmen.
Sustainable Development Goals (SDGs)
Um global nachhaltige Strukturen zu schaffen, haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen 17 Ziele bis 2030 gesetzt: Die UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals, kurz SDGs genannt. Diese 17 Ziele umfassen alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit: Soziales, Wirtschaft und Umwelt und sind somit auch Orientierungsgrundlage für Social Entrepreneurs. Die SDGs richten den Fokus auf besonders benachteiligte und diskriminierte Bevölkerungsgruppen. Hierdurch soll die Welt gerechter, gesünder, friedlicher und sozialer gestaltet werden.